Partizipation & Beteiligung

Partizipation und Bürger:innenbeteiligung

 

Was ist Partizipation bzw. Bürger:innenbeteiligung?

Mit Bürger:innenbeteiligung meinen wir den Prozess, indem Einwohner:innen (einer politischen Einheit wie Gemeinde, Stadt, Kanton, Nation), ihr Wissen und ihre Anliegen zu einem politisch relevanten Thema einbringen können. Der Begriff wird synonym verwendet mit Partizipation.

Partizipation ist allerdings der allgemeinere Begriff. Ihn verwenden wir auch in Organisationen, wenn es beispielsweise darum geht, die Mitarbeitenden einer Organisation in Entscheidungsprozesse einzubinden.

Sowohl in Gemeinden als auch in Organisationen kommen unterschiedliche Stufen der Beteiligung bzw. Partizipation zur Anwendung:

Stufe 1 – Information

Blosse Information ist noch keine Beteiligung. Sie ist aber eine unabdingbare Voraussetzung dafür.

Stufe 2 – Konsultation bzw. Anhörung

Einwohner:innen (oder in Organisationen die Mitarbeiter:innen) bilden sich zu einem ihnen vorgelegten Entwurf eine Meinung und nehmen Stellung. Ein Beispiel: Vernehmlassungs-verfahren zu Gesetzesvorlagen.

Stufe 3 – Mitgestaltung, Mitwirkung

Einwohner:innen (oder in Organisationen die Mitarbeiter:innen) wirken an der Lösungsfindung mit und übernehmen teilweise auch Mit-Verantwortung für die Umsetzung. Beispiele für diese Stufe sind Zukunftskonferenzen, Bürgerpanels und Runde Tische.

Für diese dritte Stufe hört man oft auch den Begriff Teilhabe.

Was bringt Partizipation bzw. Bürger:innenbeteiligung?

Partizipation ist nicht gratis. Sie braucht Aufmerksamkeit, Zeit und Ressourcen. Und gut gemachte Beteiligungsprozesse bringen vielfältigen Nutzen:

  • ­das Wissen der Menschen vor Ort in die Lösungsfindung einfliessen lassen → Diversität
  • ­mögliche Hindernisse früh erkennen und ausräumen → keine Leerläufe
  • ­nachvollziehbar entscheiden und Akzeptanz gewinnen → Ehrlichkeit
  • ­Zeit und Kosten sparen für die Umsetzung von Vorhaben → Umwegrentabilität
  • Vertrauen der Einwohner:innen in Politik und Verwaltung (in Organisationen: die Geschäftsleitung) stärken → Stärke stärken
  • ­gemeinsam mit der Bevölkerung (bzw. den Mitarbeitenden) die Weichen für Zukunftsfragen stellen → Identifikation und Kollaboration
  • ­Horizont erweitern, Verständnis für komplexe Herausforderungen und andere Standpunkte entwickeln → ganzheitliches Verstehen 
  • ­auch nicht stimmberechtigte Menschen einbinden (z.B. Kinder, Jugendliche, Migrant:innen) → zukunftsfähige Gemeinschaft 
  • Identifikation mit der Gemeinde (bzw. der Organisation) und Gemeinschaft stärken, Integration fördern → Gemeinsinn
  • Verständnis für (politische) Entscheidungsprozesse fördern → Demokratie erfahren
  • Lust an (politischer) Mitwirkung wecken → Mitgestaltung 

Partizipation ist viel mehr als ein Event

Oft nimmt man von Beteiligungs- bzw. Partizipationsprozessen nur die grossen Veranstaltungen wahr. Tatsächlich ist Beteiligung jedoch ein Prozess (Weg).

Wir unterscheiden folgende Schritte:

In dieser Phase klären wir: 

  • … worum es geht: Wozu laden wir die Menschen ein?
  • … wer den Prozess trägt: Wer ist Auftraggeber:in?
  • … was der Rahmen ist: Was ist vorgegeben und nicht verhandelbar?
  • … wer die Anspruchsgruppen bzw. die Zielgruppen sind
  • … wann und wie die Anspruchsgruppen einbezogen werden
  • … wie die Ergebnisse gesichert werden sollen
  • … was mit den Ergebnissen passieren wird

→ Je nach Ausgangslage binden wir bereits in dieser Phase Vertreter:innen verschiedener Stakeholder mit ein (vgl. Case Oberegg).

In dieser Phase führen wir die Beteiligungsanlässe durch:

  • Die Einladungen werden verschickt.
  • Die Menschen kommen zusammen, um gemeinsam Wissen zum Thema zu generieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
  • Die Ergebnisse werden verdichtet und für allfällige Entscheidungs-träger:innen aufbereitet.
  • Allenfalls ist eine Priorisierung der Ergebnisse nötig.
  • Die Ergebnisse gehen – falls nötig – an die Entscheidungsträger:innen. In Gemeinden sind das meist die politischen Behörden wie die Gemeinde-Executive und teilweise auch das Stimmvolk. In Organisationen ist das oft die Geschäftsleitung oder eine Projektgruppe. In manchen Prozessen erarbeiten die Menschen in Schritt 2 Lösungen, für die sie gleich selber Verantwortung übernehmen und diese umsetzen. In anderen Prozessen endet der Auftrag der Menschen bei der Ausarbeitung von Empfehlungen.
  • Die Entscheidungen gehen in die Umsetzung.
  • Im Sinne der Transparenz macht es Sinn, nach einer gewissen Zeit, die Teilnehmenden über die Umsetzungsentscheide und bereits umgesetzte Massnahmen zu informieren bzw. zu begründen, warum gewisse Empfehlungen nicht umgesetzt wurden.

Nach Abschluss des Prozesses ist es wertvoll, den Prozess und die Ergebnisse zu evaluieren, Learnings abzuleiten und Erfolge zu feiern.

Macht Partizipation Sinn?

Partizipation macht insbesondere Sinn, wenn es um eine komplexe und aktuelle Herausforderung geht, deren Lösung von weiten Teilen der Bevölkerung bzw. der Anspruchsgruppen mitgetragen werden muss oder mit vielen Interessenkonflikten behaftet ist.

Und Partizipation eignet sich, wenn die Beteiligung zu weiseren Entscheidungen führt, weil mehr Wissen und Erfahrungen in die Lösungsfindung einfliessen.

e7° schwört auf 3 Erfolgsfaktoren für gute Partizipationsprozesse

  • Die Initiant:innen sind offen und sogar neugierig auf das Ergebnis. Sprich: Es liegt nicht bereits eine Lösung in der Schublade, die man sich bestätigen lassen will. Die Teilnehmenden haben echten Gestaltungsspielraum und sie haben ausreichend Zeit für die Beteiligung.
  • Die Rahmenbedingungen für den Beteiligungsprozess sind klar und transparent. Die Initiant:innen legen offen, was im Prozess verhandelbar ist und wo die Grenzen sind. Sie informieren darüber, wer schlussendlich die Entscheidungen trifft.
  • Die Initiant:innen sagen verlässlich zu, dass sie die Ergebnisse des Prozesses berücksichtigen für ihre Entscheidungen. Falls sie Empfehlungen oder Vorschläge nicht berücksichtigen, begründen sie das transparent und nachvollziehbar.

Welche Expertise haben wir in Partizipation und Bürgerbeteiligung?

Wir haben in den letzten 10 Jahren etliche Gemeinden und Organisationen in Beteiligungsprozessen beraten und begleitet.

Dabei wenden wir Methoden an wie z.B. Zukunftskonferenz, Bürgerpanel, Bürgercafé, Appreciative Inquiry, Open Space, Runder Tisch, Begehungen, Designing for wiser Action, Collective Story Harvesting, Opener.

Das ist eine Auswahl unserer Auftraggebenden für Beteiligungs-Prozesse: 

Bürgerpanel Winterthur mit dem Zentrum für Demokratie Aarau, Bezirk Oberegg, Gemeinde Berg, Bürgerpanel Uster mit dem Zentrum für Demokratie Aarau, Gemeinde Herisau, Volksschulgemeinde Neukirch-Egnach, Bundesamt für Umwelt BAFU, Kanton Aargau, Kulturkommission Teufen, Gemeinde Thalwil, Amt für Umwelt und Energie Basel, Ekkharthof, Oertli Instruments, Schweizerischer Nationalfonds, SDSN Switzerland

Wünschen sie sich mehr Partizipation?

Orten Sie einen Nutzen für Ihr Team, Ihre Organisation, Ihre Gemeinde?

Quellen und Weiterführendes:

  • Handbuch Bürgerbeteiligung des Landes Vorarlberg
  • partizipation.at
  • Stufen der Partizipation nach Arnstein und Troja

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